Monatsarchiv: Dezember 2023

Qualität und Qualitätsmanagement in der Weiterbildung

Gemeinsam mit Paul Reinbacher habe ich einen Beitrag zum Thema Qualitätsmanagement in hochschulischen Weiterbildung verfasst. Erschienen In: „weiter/gedacht hochschul/bildung“ Lebensbegleitendes Lernen an Hochschulen. S. 161- 174. Wien. Facultas 2023.

Das sogenannte Lebenslange Lernen ist in unserer noch immer als „Wissens- gesellschaft“ (Lane 1966) bezeichneten Gesellschaft unerlässlich. In der „Risi- kogesellschaft“ (Beck 1986) ist es darüber hinaus ein Versprechen und eine Drohung zugleich: Wer lebenslänglich lernt, bleibt „fit“ für den Arbeitsmarkt, wer es nicht tut, muss sich die Schuld für sein Versagen selbst zuschreiben. Schließlich machen die Dynamik in der Wirtschaft und in anderen Bereichen der Gesellschaft sowie die zunehmende Differenzierung und Globalisierung einzelner Lebensbereiche die permanente Weiterentwicklung von Wissen und Kompetenzen zur wichtigen Voraussetzung für die individuelle Anpassungs- fähigkeit in der „ökologischen Nische“ (Bateson 1972). Sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich sei es von zentraler Bedeutung, so liest man, Ent- wicklungen durch (mittlerweile eleganter als „lebensbegleitend“ bezeichnetes) Lernen aktiv aufzugreifen oder sogar zu antizipieren.

So wurde im Juli 2011, also etwa 10 Jahre nach der entsprechenden Veröffentlichung vonseiten der Europäischen Kommission, durch die öster- reichische Bundesregierung eine Strategie zum Lebensbegleitenden Lernen (LLL:2020) verabschiedet (DG EAC & DG EMPL 2002; BMUKK et al. 2011). In deren Rahmen hatte man politische Ziele formuliert, die bis zum Jahr 2020 erreicht werden sollten, und von den zehn „Aktionslinien“ zielen Nummer

acht, neun und zehn insbesondere auf das Thema der (akademischen) Weiter- bildung und Qualifikation ab. Diese sollen zur Sicherung der Beschäftigungs- und Wettbewerbsfähigkeit beitragen, die Lebensqualität in einer nachberuf- lichen Lebensphase bereichern und Verfahren unterstützen, die zur Aner- kennung von non-formalen und informell erworbenen Kenntnissen führen.

In dieselbe Ära, also in das erste Jahrzehnt des Millenniums, fällt auch die Gründung der sogenannten Österreichischen Pädagogischen Hochschule als einer neuen und durchaus innovativen Institution. Seit damals hat sich ein neuer Hochschulsektor entwickelt (vgl. z. B. Böheim-Galehr/Allgäuer 2012; Symeonidis 2018; Spiel/Braunsteiner 2019), dem allerdings nach kurzem Aufstieg bereits wieder der (Rück-)Fall droht (vgl. Oberneder 2021). Parallel dazu kam es außerdem zur Etablierung einer neuen Struktur in der Pädago- g*innenbildung, bei der für einzelne Bereiche die verpflichtende Kooperation zwischen junger Pädagogischer Hochschule und altehrwürdiger Universität festgelegt wurde. Damit steigt einerseits die Bekanntheit der Pädagogischen Hochschule an der Schnittstelle zur Universität, andererseits die Bedeutung der Pädagogischen Hochschule an der Schnittstelle zum Schulsystem.

Diese zumindest in Ansätzen erlangte Bekanntheit und anerkannte Bedeutung der Österreichischen Pädagogischen Hochschule als Ort des Lehrens und Lernens sowie vor allem auch des Lehrens des Lernens und des Lernens des Lehrens entspricht ihrer Rolle als Multiplikatorin zur „Bildung der Gesellschaft“ durch die Politik auf einem Umweg über die Pädagogik sowie vor allem auf dem Dienst- und Verwaltungsweg (vgl. Reinbacher 2022a). Dennoch ist die dahinter liegende Idee keine gänzlich neue (vgl. z. B. Lindner 1874).
Sie geht in ihrer jüngsten Form allerdings auf eine Initiative der Unterrichts- ministerin Hilde Hawlicek (1987–1990) und des Unterrichtsministers Rudolf Scholten (1990–1994) zurück, die einen Ausschuss zur Erarbeitung von Emp- fehlungen für eine Neugestaltung der „Qualifikation für pädagogische Berufe“ etablierten, während selbstverständlich bereits ihre Vorgänger*innen (insbe- sondere die Pädagogischen Akademien und die Pädagogischen Institute) für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrer*innen zuständig waren.

Hier der link zur gesamten Publikation https://www.aq.ac.at/de/veranstaltungen/dokumente-jahrestagung_2022/Hochschul_bildung_weiter_gedacht_epdf_V1.pdf?m=1702307993&